LATERNA MAGICA - Es war einmal

29 May 2017 - 30 Apr 2018 ● PHOTOGRAPHIE / AMS XIII.1/ Hotel Laudinella, St. Moritz, Suisse


1. Teil der Ausstellungstrilogie "Laterna Magica" vom AlpenMythenSehen-Team in Zusammenarbeit mit dem Kulturarchiv Oberengadin produziert.

Vernissage am 29. Mai 2017 
im Foyer des Theatersaals des Kultur-Hotels Laudinella, St. Moritz, Schweiz

LATERNA MAGICA - Es war einmal... 

In Engadiner Stuben und Gemeindesälen fanden seit der Zeit um 1890 immer wieder Laterna-Magica-Vorführungen statt. Die Apparaturen stammten aus verschiedenen Städten Europas wo die „Zauberlaternen“-Vorführungen sehr verbreitet waren. Engadiner Geschäftsleute, Zuckerbäcker und Dekorationsmaler statteten sich mit Fotokameras und „Stereokameras“ aus um eindrückliche Momente ihrer Reisen oder Wanderungen in den Bergen festzuhalten und diese daheim im dunklen Raum mit ihrer Laterna Magica vorzuführen. Zudem kauften sie sich ganze Serien von handkolorierten Streifendias zu Bildungsthemen wie „Berühmte Persönlichkeiten“ und „Eine Reise um die Welt“, über Naturwissenschaftliches wie vergrösserte Eissterne und exotische Tiere, von Märchen wie „Rotkäppchen“ wie auch unterhaltsame „Witzbilder“, „Diableries“ und vieles weitere mehr. Zu den Diapositiven, Streifendias und Fotoplatten kamen bewegliche Laternenbilder – eine Art Vorläufer des Films – dazu: Schiebebilder, Kurbelbilder und Chromatrope (sternförmige Bilder, die sich gegeneinander bewegen). Die Stereodiapositive oder auf Karton aufgeklebte Stereofotos schaute man sich durch einen Gucker an, der diese dreidimensional wiedergab.

Die Laterna Magica diente dazu, in einem dunklen Raum möglichst ohne Sicht auf den Projektor, gemalte Bilder oder Fotoaufnahmen auf eine Leinwand (auch rückseitig) oder auf Rauch zu projizieren. Die Idee der Projektion auf Rauch stammt aus der Antike. Priester und Magier verbrannten damals Weihrauch und halluzinogene Substanzen und spiegelten darauf Formen, in denen der Zuschauer infolge des leichten Rauschzustandes verschiedenste Fantasiegestalten sah. Um 1770 soll ein Leipziger Gastronom für seine Zuschauer, die er zuvor durch Fasten und Genuss alkoholischer Getränke in einen Rauschzustand versetzt hatte, Geisterszenen projiziert haben. Die Laterna Magica hiess, insbesondere wegen der Heraufbeschwörung von unheimlichen Gestalten im flackernden Lichtkegel, oft auch „Schreckenslaterne“.

Das Projektionslicht wurde bis 1860 mit Öl, dann mit Petrol und Paraffin und schlussendlich durch Elektrizität erzeugt. Die Laterna Magica entwickelte sich später zum verbreiteten Diaprojektor. Die „Zauberlaterne“ ist heute ausser im Kulturarchiv Oberengadin, wo drei verschiedene Modelle aufbewahrt werden, in diversen wichtigen Museen zu sehen.

Die Ausstellung gibt Einblick in die umfangreichen Laterna-Magica- und Stereobildsammlungen des Engadiner-Nusstorten-Spezialisten Fausto Pult aus Samedan und Promontogno, des Dekorationsmalers Kaspar Donatsch aus Celerina, der seit Jahrhunderten in Pontresina ansässigen Familie Saratz, des Meteorologen Gian Gensler aus Samedan und der weit gereisten Englischlehrerin Clara Stoffel aus Samedan.

Eine „Reise“ durch die „tiefen Keller“ des Kulturarchivs Oberengadin, wo die aufgeführten Laterna-Magica-Sammlungen aufbewahrt sind, lohnt sich ohnehin. „Die unzähligen Briefe, Glasplatten, Zeichnungen und Schriften über die Geschichten und Pioniertaten vergangener Zeiten“, so Giuliano Pedretti, Bildhauer und Mitbegründer des Kulturarchivs Oberengadin, „vermitteln eine unerhörte Energie.“ Dem Pariser Regisseur und Fotografen Mark Blezinger gelang es sogar die Geister der „tiefen Depotkeller“ fotografisch festzuhalten. Fernsehteams fanden für die Sendungen „Gernstl in den Alpen“, „Kassensturz“ und „Eislauf im Suvretta“ in den gewölbten Räumen mit Kopfsteinpflasterboden und den mit Archivschachteln gefüllten Regalen die ideale Kulisse zur Inszenierung der Vergangenheit. 

Dora Lardelli, Präsidentin Kulturarchiv Oberengadin, Samedan 1.2.2017

Presse: Engadiner Post